II2011 I

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ausstellungen I projekte I 2011


Ausstellung der bsa-art Oberösterreich
Ausstellungsbeteiligung
16.September bis 9. Oktober 2011



Eröffnung 16. September 2011 um 19 Uhr
Kulturmodell Passau
Bräugasse 9
D - 94032 Passau

Öffnungszeiten:
Dienstag - Sonntag: 15 - 17 Uhr



Stadt aus Tausendundeiner Nacht |
2008 | Öl auf Leinen | 80 x 100




Sonderausstellung im
Hirschbacher Bauernmöbelmusem Edlmühle
4. September - 30. Oktober 2011

Malerei und Grafik unter dem Motto "Ich bin so frei"



4242 Hirschbach
Öffnungszeiten: Di. - Sa. 13 - 17 Uhr
So. 10 - 12 und 13 - 17 Uhr
sowie außerhalb der Öffnungzeiten nach
tel. Vereinbarung: 07948/55895




Sommerausstellung der Kulturgruppe CART
auf der Burg Raabs a.d. Thaya
Ausstellungsbeteiligung
9. Juli bis Ende Sommer
Zeichnungen


Burg Raabs | 2010 | Tinte laviert



Gruppenausstellung zum Thema
ZEICHNUNG - Die Kraft der Linie
Ausstellungsbeteiligung

13. Mai - 29. Mai 2011
in der Galerie CART
4230 Pregarten, Stadtplatz 13/1

1.Juni - 20. Juni 2011
in der Galerie Kulturmodell Passau
Bräugasse 9
D - 94032 Passau







Schwarz auf Weiß
Ausstellung mit Tuschepinselzeichnungen
in der Bundesbildungsanstalt für Kindergartenpädagogik
Lederergasse 32 d, 4020 Linz
18. März - 13. Mai 2011



Tuschepinselzeichnung | 2010 | 50 x 70 cm

Laudatio von Prof. Mag. Wolfgang Klement:

Ernst Hager, Ausstellung „Schwarz auf Weiß“

Dieser Titel suggeriert geradezu das Medium der Zeichnung und lädt ein,  kurz deren Rolle im Bereich der künstlerischen Arbeit zu sondieren. Wer zeichnet, gebraucht die Linie als konstituierendes Element. Traditionell ist die Funktion der Zeichnung als Skizze, als Kompositionsbehelf oder als Detailstudie. In einem völlig anderen Kontext steht die Zeichnung zur Veranschaulichung  von Irrationalismen und psychischen Zuständen. Alfred Kubin gelingt das mittels gegenständlicher Darstellung, Arnulf Rainer nutzt dazu abstrakte Mikrostrukturen mit bedrohlich wirkenden Strichlagen.

Von Kubin stammt der Begriff vom „Abenteuer einer Zeichenfeder“, denn dieses Instrument vermag das Bedrohlich-Imaginäre am Zeichenblatt zu fixieren.

Der Akt der Zeichnung als spontanes Medium künstlerischer Willensäußerung ermöglicht ein geradezu seismographisches Reagieren auf innerpsychische Vor- gänge und auf Reize aus der näheren und weiteren Umwelt. Diese Funktion des Zeichnens zeigt sich in hohem Maß in den Blättern von „Schwarz auf Weiß“, die Figuratives besonderer Art bieten, eine imaginäre Bildreportage.  

Es handelt sich um eine Serie von Darstellungen, die man auch als Zyklus auffassen oder hängen könnte, mit ganz bestimmten Bildern zum Einstieg und zum Ende. Der Bildaufbau der großformatigen Arbeiten folgt meist einem Schema, in dem Küstensituationen variiert werden. Dadurch ergeben sich filmartige Sequenzen. Denn  Landschaftsfragmente, die skelettartig anmuten,  leiten den Blick zu Meeres- ufern, auf  denen sich Menschen befinden. Diese sind abstrahiert zu Strichgebilden, einerseits umrissartige Figuren, die in die Meeresweite schauen, andererseits solche, die sich dem Bildbetrachter zuwenden, auf diese Weise aber ins Landesinnere zurück blicken.

Wird die die abstrahierte Darstellung von Landschaft und Menschen mit der politischen Realität verknüpft, und diese Vorgehensweise drängt sich beim Betrachten  der Blätter auf, so thematisiert der Zyklus „Schwarz auf Weiß“  die Aufenthalts- und Zielorte sowie die psychische Befindlichkeit der „boat-people“, welche gegenwärtig vom „dunklen Erdteil“ aus versuchen, Küsten der euro- päischen Mittelmeerländer zu erreichen. Dreiergruppen symbolisieren wohl den Verband einer Kernfamilie, der ein ungewisses Schicksal droht. Und auf den Blättern sind weitere Boote zu finden, die von vielen Menschen besetzt sind.

Als die Zeichnungen gefertigt wurden, waren die Demokratiebewegungen in Tunesien, Ägypten, Libyen noch nicht in Aktion getreten, die Situation hat sich gegenwärtig durch die blutigen Auseinandersetzungen um die Macht in Libyen gewaltig verschärft. Das lapidare Schwarz-Weiß verweist schonungslos auf das menschliche Drama, das sich, nicht nur, doch in der Bilderfolge sichtbar gemacht, im Raum des Mittelmeeres abspielt.

Denn ein Blatt zeigt einen Fischer, den man auf Lampedusa lokalisieren könnte, mit ausgebreitetem Netz, im Hintergrund ein mit Strichfiguren besetztes Boot. Und die weiteren Blätter zeigen immer wieder Situationen von Menschen, die flüchten wollen und auf der Flucht sind, von einer bedrohlich wirkenden Küstenformation abstoßen und auf eine ebenso wirkende Küste zusteuern. Einige Zeichnungen variieren Wasserwüsten mit heftigem Wellengang, Vogelwesen kauern an felsigen Ufern, ein riesiger Greif mit ausgestreckten Krallen bedroht ein Boot, die Sonne steht als apokalyptisches Zeichen am Himmel.

Diese Bildsprache wirft die Frage nach der künstlerischen Tradition auf, die bei E. Hager spürbar wird. Zu erinnern ist an den ungestümen Pinselstrich in den mit Tusche gefertigten Zeichnungen des Emil Nolde, an dämonische Inhalte bei Alfred Kubin, an das Thema der Figur in Rückenansicht bei C. D. Friedrich und an Holzschnitte des Expressionismus mit ihren charakteristischen blockigen Formen. Ernst Ludwig Kirchner und Karl Schmidt-Rotluff sind da zu nennen.

Ernst Hager ist mit den Werken der genannten Künstler vertraut. Daraus ergibt sich beim Arbeitsprozess die unbewusste und spontane Umsetzung von im Gedächtnis gespeicherten Möglichkeiten graphischer Strukturierung in die Bildidee der entstehenden Zeichnung, die schrittweise zu einer neuen Realität wird.

Themen des  philosophischen Backgrounds für die Blätter von „Schwarz auf Weiß“ hat Hager auf der Homepage selbst angeführt: Äußerungen von Goethe und Nietzsche sind da zu finden, aber auch eine Textstelle aus Schillers Ballade vom Taucher.

    Goethe bezieht sich auf die Rezeption des Kunstwerks:

         Das glücklichste Wort, es wird verhöhnt, wenn der Hörer ein Schilfrohr ist.

Nietzsche betrachtet das moralische Handeln:

Wer tiefer denkt, weiß, dass er immer Unrecht hat, er mag handeln und urteilen, wie er will.

Schiller thematisiert den Tod eines jungen Tauchers, der seine Zukunft durch die Bergung eines goldenen Bechers sichern will:

Wohl hört man die Brandung, wohl kehrt sie zurück,
Sie verkündigt der donnernde Schall –
Da bückt sich´s hinunter mit liebendem Blick:
Es kommen, es kommen die Wasser all,
Sie rauschen herauf, sie rauschen nieder,
Den Jüngling bringt keines wieder.   (1797 F. Schiller – der Taucher)

Hager selbst über das altersmüde Europa:

Europa verödet
Das Neue, das Unerwartete, das Andere wird ausgegrenzt.
Was bleibt ist das Alte, Verbrauchte.
Die Wüste wächst. (E. Hager)

Zur Abrundung dieser Einführung lade ich dich, lieber Ernst ein, mit mir über deine Arbeit als Zeichner sowie über die heute präsentierte Serie und damit verknüpfte Intentionen zu sprechen.